Kirchenmusik-Kompaktsystem: Die Orgel in der Tasche
Ein Gottesdienst ohne Musik? Undenkbar!
Fehlen dafür aber Orgel oder Organist, hilft "KMKS12". Die
handliche Erfindung aus Sachsen-Anhalt zaubert Orgelklänge in
die Kirche.
Das technische Herz des
"Kirchenmusik-Kompaktsystems" ist ein MP3-Player mit
Festplatte.
Zu einem Gottesdienst gehört Musik.
Hunderte Kirchenlieder geben der Gemeinde die Möglichkeiten,
singend ihren Glauben zu bekennen. Begleitet werden sie
dabei natürlich von einer Orgel. Doch so natürlich ist das
gar nicht. Zwar gibt es in nahezu jeder Kirche eine Orgel,
doch viele Gemeinden haben ihre Sorgen damit. Oft ist das
Instrument in die Jahre gekommen und nicht mehr richtig in
Schuss, doch für eine Generalüberholung fehlt das Geld. Oder
es ist nicht immer ein Organist zur Stelle, der für die
gottesdienstliche Musik sorgt. Dieses Makels haben sich das
Künstler-Duo Annett Zöffel und Jack Lear aus Linda in
Sachsen-Anhalt angenommen und das
"Kirchenmusik-Kompaktsystem KMKS 12" entwickelt.
Kirchenmusik in Bits und Bytes
Den technischen Kern ihres Systems bildet
ein handelsüblicher MP3-Player mit einer 20-GB-Festplatte.
Doch wichtiger ist die Musik, die das Gerät enthält. Unter
einem großen Aufwand haben Annett Zöffel und Jack Lear alle
535 Lieder des Evangelischen Kirchengesangbuchs eingespielt
und im MP3-Format kodiert. Weil aber in der
gottesdienstlichen Praxis oft nur bestimmte Liedstrophen
gesungen werden, haben Zöffel und Lear jedes Lied in
unterschiedlichen Längen eingespielt: von einer
einstrophigen Version bis hin zu einer Aufnahme mit fünf
Strophen. Jedes Lied wird von einem Vorspiel eingeleitet, am
Ende der dreistimmigen Begleitung steht jeweils eine
vierstimmige Schlussstrophe.
Der musikalische Ablauf lässt sich
auch einfach am Computer organisieren.
Orgelbegleitung per Titelliste
Der handliche MP3-Player, der die
Liedbegleitungen enthält, kann in mehreren Kirchen
eingesetzt werden. Dort wird er an eine Musikanlage
angeschlossen, die in den Kirchen, in denen ein Mikrofon
benutzt wird, bereits vorhanden ist. Auf dem MP3-Player
lässt sich der musikalische Ablauf eines Gottesdienstes von
Pfarrern oder Lektoren programmieren, indem sie ihre
Liedauswahl mit der jeweils gewünschten Länge in einer
Titelliste zusammenstellen. Wer also von Lied Nummer 159
zwei Strophen singen will, fügt das Stück mit dem Titel
"159-2" der Liste zu. Soll Lied 321 mit drei Strophen
folgen, wird Titel "321-3" in die Liste aufgenommen. Wenn
der MP3-Player mit dem Computer verbunden wird, lässt sich
der Ablauf auch einfach am Rechner organisieren. Im
Gottesdienst muss die Orgelbegleitung lediglich Lied für
Lied per Knopfdruck vom Player gestartet werden. Den Rest
erledigt das Gerät. Mit dieser Orgel im Taschenformat müssen
Gemeinden nicht mehr ohne feierliche musikalische Begleitung
auskommen.
Ulrike Nitzschke besuchte die
Künstler Jack Lear und Annett Zöffel in ihrem Tonstudio,
wo sie die Kirchenlieder einspielen.
Realistischer Orgelklang -
elektronisch erzeugt
Von der Idee bis zur Fertigstellung des
"KMKS12" benötigten Annett Zöffel und Jack Lear drei Jahre.
Es war ein gewaltiges Unterfangen. Bevor sie mit den
Aufnahmen beginnen konnten, mussten sie erst das geeignete
Instrument finden. Natürlich lag zunächst nahe, die Lieder
an einer Kirchenorgel einzuspielen, doch diesen Plan mussten
sie bald aufgeben. Der spezifische Hall der Kirchenräume
beeinflusste die Aufnahmen zu stark. Beim Abspielen in
Kirchen wirkte sich Raumhall negativ auf den Klang aus. Also
entschieden sie sich für eine elektronische Orgel, der mit
Hilfe von Filtern und Effektgeräten ein realistischer Klang
gegeben werden konnte. Dabei gelang es sogar, die
Klangcharakteristika verschiedener Orgeln zu erzeugen.
Auch die Aufnahmen verlangten einen großen Aufwand. Für
jedes Lied mussten schließlich mehrere Versionen mit
unterschiedlicher Strophenzahl aufgenommen werden. Am Ende
hatten sie mehr als 2.000 Aufnahmen eingespielt.
Kontakt zu den Erfindern:
Annett Zöffel, Jack Lear
Tel.: 03 5384 / 207 64
E-Mail: dsl@digitalstudiolinda.de