»Die Gottesdienste sollen schön gestaltet sein«, sagt Pfarrer
Dirk Lehner von Knippelsdorf im Kirchenkreis Bad Liebenwerda. Zu
schönen Gottesdiensten gehört für ihn ohne Zweifel die
Kirchenmusik, die Begleitung des Gemeindegesangs durch die
Orgel. Doch Organisten und Kirchenmusikerinnen sind in
ländlichen Kirchenkreisen rar. »Viele junge Leute gehen in den
Westen, wenn sie dort eine Lehrstelle bekommen.
Nachwuchsorganisten im Ehrenamt zu finden, ist schwer«, erklärt
Lehner. Zu seinem Pfarrbereich gehören sieben Kirchen.
Entsprechend viele Organistinnen und Organisten müssten Dienst
tun, wenn an hohen Fest- und Feiertagen in allen sieben
Gemeinden Gottesdienste stattfinden. So viele Kirchenmusiker
aber gebe es nicht in seiner Region, sagt der Pfarrer.
Auf die kirchenmusikalische Begleitung aber wollten die
Gemeinden trotzdem nicht verzichten, deshalb entschieden sie
sich für das Kirchenmusik-Kompaktsystem KMKS 12. Vor etwa einem
Jahr wurde es eingeführt. Und die Erfahrungen mit diesem
»elektronischen Kantor« beschreibt der Pfarrer durchweg positiv.
KMKS 12 ermöglicht es, mit einem Tastendruck jedes gewünschte
Lied aus dem Evangelischen Gesangbuch sowie liturgische Stücke
abzuspielen.
Entwickelt wurde das System von dem DigitalStudioLinda. Die
Organistin Annett Zöffel aus Linda (Kirchenkreis Wittenberg)
überspielte an der elektronischen Orgel sämtliche Lieder und
liturgischen Gesänge aus dem Evangelischen Gesangbuch auf die
Festplatte des KMKS 12. Die Tontechnik entwickelte Jack Lear.
Ein Vorteil, so Lehner: »Neben Gesangbuchliedern sind auch
Begleitstücke für besondere Kasualien wie Taufe, Hochzeit und
Beerdigungen gespeichert.«
»KMKS ist eine Krücke«, gibt der Pfarrer zu. Und möchte doch
auf das mittlerweile seit einem Jahr erprobte Hilfsmittel nicht
mehr verzichten, denn die Alternative wären Gottesdienste ohne
musikalische Begleitung. Und die findet er nicht so schön.
Kritiker der automatischen Musikbox machen sich Sorgen, dass die
Organisten brotlos, die kirchenmusikalische Arbeit der
Ehrenamtlichen kaputt gemacht würden. »Das stimmt nicht«,
widerspricht Lehner. »Allen ist es lieber, wenn die Orgel
erklingt. Und wenn wir sie spielen können, tun wir das auch.
Schon um der Orgeln willen, die kaputt gehen, wenn sie nicht
gespielt werden«, versichert er. Doch da haupt- wie
nebenamtliche Kantorinnen und Kantoren fehlen, sei der Automat
ein unverzichtbarer Ersatz.
Auch die Urheber des Kirchenmusik-Kompaktsystems – Annett
Zöffel und Jack Lear – betonen: »Wir wollen nicht die Arbeit der
Organisten und Kirchenmusiker überflüssig machen.« Sie geben zu
bedenken, dass in manchen Gemeinden die Orgel kaputt ist und das
Geld für die Sanierung fehlt. »KMKS ist ein Ersatz, wenn niemand
in den Gemeinden die Orgel spielen kann.«
Nach einer mechanisierten Liedbegleitung lasse sich nicht
singen, lautet ein weiterer Einwand gegen Musikautomaten. Kein
noch so »kluges« Gerät könne die Aktions- und
Reaktionssequenzen, die sich zwischen Organisten und singender
Gemeinde ereignen, nachahmen, wenden Kritiker ein. Auch dieses
Argument entkräftet Lehner. Nach seiner Erfahrung muss das
System mit der Gemeinde erprobt, die Lautstärke so geregelt
sein, dass der Gemeindegesang nicht von der Musikbox übertönt
wird. Wenn das klappt, sei das System eine brauchbare und
sinnvolle Aushilfe für fehlende Organisten. Zu dem
Kirchenmusik-Kompaktsystem gehören ein transportabler MP
3-Player und eine oder mehrere Stereo-Anlagen, je nachdem in wie
vielen Kirchen KMKS gebraucht wird. In Lehners Pfarrbereich ist
die Anlage in sechs Kirchen installiert worden.
Ein Vorzug sei, dass die einzelnen Lieder und liturgischen
Gesänge mehrere Tage vor dem Gottesdienst zusammengestellt
werden können. Im Gottesdienst sind dann Konfirmanden für die
Bedienung der Musikbox verantwortlich. »Die machen das sehr
gern, denn sie kennen sich mit diesem Medium gut aus«, weiß
Lehner. Einsetzbar ist das System auch bei
Gemeindeveranstaltungen im Freien. »Das ist ein weiterer
Vorteil«, findet der Pfarrer.
Sabine Kuschel
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